Der Springerhof ist frei
Als Flussbahnhof beginnt die Revitalisierung und Restaurierung des lieblos behandelten Kulturdenkmals in Wildalpen.
Vom Kulturdenkmal zum Geisterhaus als Beispiel österreichischer Denkmalpflege.
Als Zeitzeuge für die weniger angenehmen Kapitel österreichischer Zeitgeschichte repräsentiert der Flussbahnhof bis jetzt beispielhaft die Auswirkungen auf den Kunst- und Kulturbetrieb innerhalb einer Gesellschaft, deren Wertesystem auf Angst, Missgunst und Rassenideologie basiert.
Das Anwesen „Springerhof“ in Wildalpen konnte erst im Jahr 2017, nachdem es zu dem Zeitpunkt bereits denkmalsgeschützt war, nach einer – aus demokratisch aufgeklärter Sicht – ideologisch untragbaren Vorgeschichte aus dem Besitz der Bundesforste von Familie Ziegler (www.zieglerofen.at) gekauft werden.
Zu diesem Zeitpunkt hatte der über 20 Jahre unversperrt liegen gelassene Leerstand durch die örtliche Bevölkerung und die zahlreichen AktivurlauberInnen der Region nur noch als Geisterhaus gegolten.
Die letzte rechtmäßige Eigentümerin und Namensgeberin Baronin Valentine Noemi Springer, die Tochter von Albert Rothschild konnte trotz Bemühungen, welche bis zu ihrem Tod 1969 andauerten, keine Restitution erreichen, sondern die an ihr 1938 stattgefundene Enteignung wurde über ihren Tod hinaus weit bis ins 20. Jahrhundert hinein verteidigt und gerechtfertigt. Kein Einzelfall – wie viele Aufarbeitungskolleginnen, (zb. Burgl Czeitschner mit ihrem Dokumentarfilm „Let’s keep it, oder Hans Geisslhofer mit seinem Buch „Kältesee“) nur zu gut wissen, sondern leider gängige österreichische Praxis im Umgang mit den Akten des 1958 eingerichteten Entschädigungsfonds, welcher als schaler Beigeschmack bis heute unter anderem zu einer oftmals negativen Perzeption von Österreich im Ausland beiträgt.
Aufgewachsen in Waidhofen an der Ybbs, im Rothschildschloss, welches heute als Kulturstätte der Stadt Waidhofen genutzt wird, befindet sich das Herzstück Frau Springers Besitzes, der heutige Flussbahnhof, im steiermärkischen Naturschutzgebiet „Wildalpner Salzatal“ unweit des UNESCO Weltnaturerbes “Wildnisgebiet Dürrenstein-Lassingtal”, dessen Genese gleichermaßen dem frühzeitigen Engagement von Albert Rothschild und seiner Tochter und Nachfolgerin zu verdanken ist.
Neben der wertschätzenden Auseinandersetzung mit der Natur war Frau Springer auch eine wichtige Kunstmäzenin und Kunstsammlerin, deren bewegliche Besitztümer bis heute zu den traurigen Beispielen von nie restituierter Raubkunst zählen.
Viele Werke ihres Besitzes zieren weiterhin unkommentiert wichtige Kulturinstitutionen wie das Heeresgeschichtliche Museum, die Albertina oder wurden längst weiterverkauft. Der Akt bezüglich des Flussbahnhofes im Entschädigungsfonds ist lang und enthält vor allem die nach dem Krieg eigens angefertigten, teils absurden Legitimierungsversuche der Enteignungen, welche sich wohl nur aus der Motivation einiger Kriegsgewinnler heraus verstehen lassen. Faktum ist, dass Frau Valentine Springer, wie so viele durch das NS-Regime Geschädigte bis zu ihrem Tod wenig, bis gar keine Güter zurück erhielt und dass diesem Kunstraub zuliebe bis hin in höchste politische Kreise unseres Landes keine Lügen gescheut wurden.